Den schlimmsten Satz, den meine Schwester mir sagen kann, ist “Das Auto springt nicht an.” Leider hat sie es neulich zu mir gesagt. Da schnurrte mein oller Karren Auto bei den frostigsten Minustemperaturen wie ein Kätzchen, aber bei -3° C und Schnee macht er schlapp. Typisch. Überbrücken verschaffte auch keinerlei Erfolg, was mich schon an der ersten Vermutung, dass die Batterie schlapp gemacht hatte, zweifeln ließ. Aber gleichzeitig war das auch irgendwie meine Hoffnung, denn das würde nicht viel kosten und danach könnte ich fröhlich weiter durch die Gegend gondeln.
Zwischen den Feiertagen mache ich mir gar nicht erst die Mühe, eine geöffnete Werkstatt zu finden. Aber am ersten Montag im neuen Jahr (ich hatte ja zum Glück Urlaub und somit Zeit) sollte das Unternehmen “Rettet das Auto!” durchgeführt werden. Zunächst einmal versuchte ich natürlich noch mal, das Auto zu starten. Leises Röcheln, aber nichts tat sich sonst. Damn. Dann halt mal zur nächsten Werkstattbutze, die zum Glück nur zwei Straßen weiter ist. “Guten Tag. Mein Auto springt nicht an. Ich bin eine blonde Frau, große Kulleraugen. HILFE!” Bestimmt wäre der KfZ-Mechaniker sofort mitgekommen, wenn ich nicht männliche Begleitung bei mir gehabt hätte. So vertröstete er mich auf eine gute halbe Stunde, die wir dazu nutzen, die 800 Meter Schnee vom Auto abzutragen, die in der Zwischenzeit darauf gerieselt waren. Klatschnass und durchgefroren ging es dann zurück zur Werkstatt und der Typ (wir nennen ihn Zahnriemen-Ali) kam dann mit. Lässt er sich überbrücken? Nein, immer noch nicht. Vielleicht ist die Wasserpumpe eingefroren? Mir frieren mittlerweile nur noch die Tränen in den Augen fest. Oder die Füße auf der Straße. “Kann passieren bei diesem Wetter.” Großartig. Soll ich jetzt mal einfach relaxed auf Tauwetter warten?
Am nächsten Tag wollte Zahnriemen-Ali ein Spray besorgt haben, für den Vergaser. Die genaue Funktionalität wurde mir nicht ganz bewusst, überhaupt habe ich eigentlich immer nur die Hälfte von dem was er sagte, verstanden. Das macht aber nichts, weil ich die andere Hälfte über einfach auch nicht richtig zugehört habe. Bombige Voraussetzungen, aber ich bin so 27,5 Jahre alt geworden.
Heldenhaft versuchten der Mann an meiner Seite und ich (also, eigentlich mehr er) das Auto in die Werkstatt abzuschleppen. Die 800 Meter Schnee, die wir am Vortag von meinem Auto geworfen hatten plus der zusätzliche Schnee auf der Straße wussten dieses Vorhaben aber zu verhindern. Ich liebe den Winter ja. Nass und durchgefroren gingen wir also wieder zur Werkstatt. Zahnriemen-Ali und sein Kollege ließen uns dann allein. Ganz allein in der Werkstatt, während die zwei mein Auto holten. “In fünf Minuten sind wir da.” Ja, sicher. Fünf Minuten. Niemals! Bei dem Wetter und den Schneemassen auf der Straße. Fünf Minuten kichernd “Was machen wir jetzt eigentlich, wenn Kunden kommen?” durchstehen.
Nach sechs Minuten waren sie da. Wie auch immer die das geschafft haben. Ich will es nicht wissen. Ein paar Stunden später legte ich eine kleine Menge Geld auf den Tisch, bekam noch gut erklärt, was kaputt war, bewunderte noch die Überreste meiner alten Zündkerzen und durfte dann wieder auf die Straße. “Wahrscheinlich wird es morgen auch anspringen, wenn nicht, dann kommen Sie vorbei. Es ist halt Winter.” Ich liebe Werkstätten. Und mein Auto. So wird es nie langweilig.
[Via http://dieschoenheitderchance.wordpress.com]
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